Projektankündigung zusammen mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Entfernung von flugfähigem Mikroplastik aus Kunstrasensportflächen

 

„Entfernung von flugfähigem Mikroplastik aus Kunstrasensportflächen“

Deutschland ist und bleibt ein Fussball-Land und Fussball bewegt die Gemüter. Gleichzeitig fördert selbst ausgeübter Teamsport die Gesundheit und ist ein wichtiges Element im sozialen und gesellschaftlichen Leben wie auch in der Integrationsarbeit. Diese Ausübung von Teamsport findet heutzutage primär auf Kunstrasenplätzen statt. Laut Schätzungen gibt es hiervon zwischen 3.500 Großspielfelder (ral-ggk, 20191) bis hin zu 9.000 (Fraunhofer Umsicht, 20212) alleine in Deutschland. Der Vorteil von Kunstrasenflächen im Vergleich zu Naturrasen liegt in der Nutzung begründet. Während Kunstrasenplätze durchschnittlich im Jahr 1.882 Stunden bespielt werden, ist bei Naturrasen aufgrund der Abnutzung ebenso wie der Wetterabhängigkeit (Regen, Schnee) nicht einmal die Hälfte der Spielzeit möglich. Hinzu kommen horende Flächenpreise und große Platzknappheit in vielen Städten, welche die Relevanz von Kunstrasenplätzen noch verstärken.

Kunstrasen bringt viele Vorteile mit sich und die gesellschaftliche Relevanz steht außer Frage

In Diskussion geraten ist der Kunstrasen zusammen mit seinem Granulat-Infill allerdings in den letzten Jahren immer wieder im Zuge der Mikroplastikthematik – er sei ein wesentlicher Verursacher von Mikroplastik in der Umwelt. Bisherige Schätzungen reichen hier von 50 kg bis hin zu 1 Tonne pro Jahr und Kunstrasen, abhängig von Fasereinsatz, Infilltyp, Nutzung und Wetterverhältnissen (Fraunhofer Umsicht, 2021; Messverfahren nach Thieme-Hack3 und Flemming et al.4). Auch wenn dies noch eine weite Spannbreite ist, pragmatisch stellt sich folgende Frage: Ein Kunstrasen hat eine durchschnittliche Nutzungsdauer von 15 Jahren, beim Einbau messen die Fasern ca. 4,5 cm Länge, nach einer jahrelangen Nutzung beim Ausbau sind es oft nur noch 1,5 cm Länge – was ist in dieser Zeit mit den restlichen 3 cm Fasern passiert? Man stelle sich einmal vor, was dies für eine gewaltige Menge an kleinsten Mikroplastikteilchen ergibt, wenn man bedenkt, dass ein durchschnittlicher Fussballplatz 6.500m² umfasst.

Dieser verloren gegangene Teil der Fasern ist das flugfähige sekundäre Mikroplastik. Unter Mikroplastik versteht man nach der National Oceanic and Atmospheric Administration (2008) feste oder unlösliche synthetische Polymere (Kunststoffteilchen), die kleiner als 5 mm sind. Zu unterscheiden sind nun primäres und sekundäres Mikroplastik. Während primäres Mikroplastik Basispellets als Grundmaterial für die Plastikproduktion darstellt (z.B. als Granulat in Kosmetikprodukten), ensteht sekundäres Mikroplastik durch „physikalische, biologische und chemische Degradation von Makroplastikteilchen“ (Umweltbundesamt, 20205). Übersetzt man dies auf Kunstrasenflächen, ist es also all der „ungewollte“ natürliche Abrieb einerseits der Fasern, andererseits des Infills, welcher durch die Nutzung und verschiedene Witterungseinflüsse (Wind, Starkregen) entsteht. Diese flugfähigen Sekundär-Mikropastikteilchen gelangen nämlich durch Verwehungen in nahegelegene Gewässer und treten damit in das Ökosystem ein. Im Mittel beträgt der Abstand eines Kunstrasenplatzes zu Fließgewässern gerade einmal 330m, zu Stehgewässern 730m (Fraunhofer Umsicht, 2021). Diese Mikroplastikteilchen sind neben den großen, bekannten Plastikelementen in Gewässern ein essentieller, schädlicher Beitrag, der mit bloßem Auge nicht erkannt wird. Gleichzeitig ist dieses flugfähige sekundäre Mikroplastik ebenso schädlich für die Nutzer der Sportflächen, im Speziellen Kinder.

Um diesem Problem entgegenzuwirken und das Eintreten des flugfähigen Sekundär-Mikropastiks in den Naturkreislauf zu reduzieren, hilft die richtige Pflege des Kunstrasens. Im Gegensatz zur Trockenreinigung kann durch ein Nassreinigungsverfahren das flugfähige Mikroplastik gebunden und damit aus dem Kreislauf gezogen werden. Bildlich gesprochen ist das Trockenreinigungsverfahren ein Zusammenkehren mit dem Besen, wohingegen das Nassreinigungsverfahren als feuchtes Staubwischen analogisiert werden kann. Eine Intensivwäsche mit Wasser hilft also Abrieb in Form von flugfähigem Sekundär-Mikroplastik und Feinstaub zu binden, auszufiltern und fachgerecht zu entsorgen und so das Eintreten in den Naturkreislauf zu verhindern.

Polyclean hat für den Nassreinigungsprozess ein seit 2010 patentiertes Verfahren, welches nun durch das Forschungsprojekt zusammen mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) weiterentwickelt wird.

 

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1 https://ral-ggk.eu/de/news/49-news/220-microplastik-in-kunstrasen.html (abgerufen am 28.07.2023)
2 Bertling, J.; Dresen, B.; Bertling, R.; Aryan, V.; Weber, T. (2021): Kunstrasenplätze – Systemanalyse unter Berücksichtigung von Mikroplastik- und Treibhausgasemissionen, Recycling, Standorten und Standards, Kosten sowie Spielermeinungen, Oberhausen, Fraunhofer UMSICHT
3 Bußmann, J.; Müller, B.; Thieme-Hack; M. (2019): Verschleiß von Kunststoffrasen. In: Neue Landschaft (5)
4 Fleming, P. R.; Forrester, S. E.; McLaren, N. J. (2015): Understanding the effects of decompaction maintenance on the infill state and play performance of third-generation artificial grass pitches. In: Proceedings of the Institution of Mechanical Engineers, Part P: Journal of Sports Engineering and Technology 229 (3), S. 169–182
5 https://www.umweltbundesamt.de/service/uba-fragen/was-ist-mikroplastik (abgerufen am 28.07.2023)

 

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